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Adventskalender 2019

16. Dezember

Über die Geduld

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

Auszüge aus einem Brief von Rainer Maria Rilke „an einen jungen Dichter“

2 Antworten auf „16. Dezember“

Ein wunderbarer Text Rilkes. Wahr. Ehrlich. Gefüllt mit Weisheit. All das lässt mich am Ende ruhig ausatmen und es mit meinen Gedanken zum Leben „abgleichen „. Ich kann seine Worte wirklich verstehen und selber fühlen.
In den Vollmond bin ich sowieso verliebt.

Geht mir ganz genauso!
Im Übrigen bin ich durch einen Artikel über das Ausdrucksmalen auf das Gedicht gestoßen und fand es großartig … so treffend auch für diesen Prozess.

Der Vollmond war wohl von Anfang an für dich bestimmt, Aniko. Ich hab ihn nämlich nicht wie sonst üblich in mein Skizzenbuch gemalt, sondern auf eine Postkarte. Sie wird in den nächsten Tagen zu dir finden. 🙂

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