Von einem der auszog, um Weihnachtsgefühle zu finden. (Hinter dem Link steckt eine kleine Geschichte. Klick.)
18. Dezember
Wie im Grunde jedes Jahr kurz vor Weihnachten irritiert mich der Frühling „da draußen“. 10 Grad und überall Gänseblümchen zu sehen. Wie soll da bitte schön Weihnachtsstimmung aufkommen? Ich finde, dass es an der Zeit ist, die Welt schlafen zu legen.
Schnee
Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
schwebe, sinke –
breit alles in Schweigen
und Vergessenheit!
Gibt es noch Böses,
wo Schnee liegt?
Verhüllt, verfernt er nicht
alles zu Nahe und Harte
mit seiner beschwichtigenden
Weichheit, und dämpft selbst
die Schritte des Lautesten
in Leise?
Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
den Menschen, den Tieren! –
Weißeste Feier
der Abgeschiedenheit.
(Francisca Stoecklin, 1894-1931, schweizer Schriftstellerin, Künstlerin)
17. Dezember
Die Libellenstudien aus meinem Skizzenbuch haben mich zu Goethes Gedicht „Die Freuden“ geführt. Großartig!
Die Freuden
Es flattert um die Quelle
Die wechselnde Libelle,
Mich freut sie lange schon;
Bald dunkel und bald helle,
Wie der Chamäleon,
Bald rot und blau,
Bald blau und grün.
Oh dass ich in der Nähe
Doch ihre Farben sähe!
Sie schwirrt und schwebet, rastet nie.
Doch still, sie setzt sich an die Weiden.
Da hab´ ich sie! Da hab´ich sie!
Und nun betracht´ich sie genau,
Und seh´ ein traurig dunkles Blau –
So geht es Dir, Zergliedrer Deiner Freuden!
Johann Wolfgang von Goethe