
Wie im Grunde jedes Jahr kurz vor Weihnachten irritiert mich der Frühling „da draußen“. 10 Grad und überall Gänseblümchen zu sehen. Wie soll da bitte schön Weihnachtsstimmung aufkommen? Ich finde, dass es an der Zeit ist, die Welt schlafen zu legen.
Schnee
Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
schwebe, sinke –
breit alles in Schweigen
und Vergessenheit!
Gibt es noch Böses,
wo Schnee liegt?
Verhüllt, verfernt er nicht
alles zu Nahe und Harte
mit seiner beschwichtigenden
Weichheit, und dämpft selbst
die Schritte des Lautesten
in Leise?
Schnee, zärtliches Grüßen
der Engel,
den Menschen, den Tieren! –
Weißeste Feier
der Abgeschiedenheit.
(Francisca Stoecklin, 1894-1931, schweizer Schriftstellerin, Künstlerin)